
Tobias Rundel im großen Interview
„𝗙𝗩𝗦-𝗩𝗘𝗥𝗦𝗣𝗥𝗘𝗖𝗛𝗘𝗡: 𝗡𝗮𝗵 𝗮𝗻 𝗱𝗲𝗿 𝗝𝘂𝗴𝗲𝗻𝗱. 𝗙𝗲𝘀𝘁 𝗶𝗺 𝗩𝗼𝗿𝘀𝘁𝗮𝗻𝗱. 𝗘𝗶𝗻𝗲 𝗥𝗼𝗹𝗹𝗲 𝗺𝗶𝘁 𝗭𝘂𝗸𝘂𝗻𝗳𝘁.

Als aktiver Spieler, frisch gewählter Geschäftsführer und E-Jugendtrainer bringt Tobi nicht nur frische Ideen in den Vorstand, sondern echte Nähe zur Jugend. In unserem exklusiven BolzBlattZ-Interview spricht er über den Aufbruch, alte Fehler, neue Wege – und warum er den FVS nicht nur liebt, sondern lebt.
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Tobi, du bist jung, mitten im aktiven Spielbetrieb und übernimmst als neuer Geschäftsführer und E-Jugendtrainer nun auch zentrale Verantwortung im Verein. Du bist ein echter FVler – wie fühlt es sich an, Teil dieses Umbruchs zu sein und dabei den frischen Wind, den du selbst mitbringst, direkt mitgestalten zu dürfen? Du übernimmst im Vorstand die Rolle von unseren langjährigen und treuen Vorstandskollegen Lutz Manke das Amt. Wie wichtig ist es für dich, dass Lutz dich weiterhin in der Einarbeitung unterstützt?
Es fühlt sich natürlich sehr gut an, Teil dieses von dir angesprochenen Umbruchs zu sein – vor allem als „echter FVler“, wie du mich so schön beschrieben hast. Ich habe hier beim FV mit ca. drei Jahren angefangen, Fußball zu spielen und anschließend jede Jugendmannschaft des Vereins bis hoch zu den Aktiven durchlaufen. Dementsprechend habe ich bis dato mehr als drei Viertel meines Lebens beim FV verbracht. Daher wäre es gelogen, zu sagen, dass mir das Vertrauen von Jogy nicht schmeichelt. Schließlich war er es, der auf mich zugekommen ist und mich als Lutz´ Nachfolger ins Spiel gebracht hat… was ab der Mitgliederversammlung dann auch beschlossene Sache war. Das Wort Geschäftsführer lässt die Geschichte in meinen Augen am langen Ende jedoch ein, zwei Nummern größer wirken, als sie letztlich ist.
Lutz wird für mich zweifelsohne sehr wichtig sein – vor allem zu Beginn. Kurz nach der Wahl habe ich einen Nachmittag bei ihm zu Hause verbracht und mir die verschiedensten Aufgaben erklären lassen. Dass er mir versichert hat, bei Fragen oder Problemen jederzeit ansprechbar zu sein, lässt mich das Ganze deutlich gelassener angehen.
Mit deinem Einstieg bringt der FVS frischen Wind in den Vorstand – und setzt ganz bewusst auf Verjüngung. Was bedeutet dir das persönlich – und was willst du als Teil dieser neuen Generation im Vorstand verändern?
Wie oben bereits durchgeklungen sein sollte, bedeutet mir das Ganze natürlich schon etwas. Das sollte in meinen Augen aber selbstredend sein. Mit gerade einmal 20 Jahren in der Vorstandschaft von einem der mitgliederstärksten Vereine der Stadt zu sein, ist schon irgendwo eine Hausnummer. Vor allem dann, wenn man solch eine enge Verbindung zum Verein hat, wie ich es habe. Auch deshalb, weil mein Vater seit etwa zwei Jahrzehnten im Verein tätig ist, meine älteren Brüder ihre gesamte Jugend beim FVS verbracht haben und auch meine Mutter einiges für den Verein geleistet hat – ich bin also mehr oder weniger auf den Sportplätzen des FVS aufgewachsen.
Was ich verändern möchte… ich zitiere hier mal unseren Linksverteidiger Luca Beutel: „Geh mit der Zeit, oder du gehst mit der Zeit.“ Das gilt natürlich und vor allem auch für einen Verein. Durch dich, Flo, sind wir ja zum Beispiel schon deutlich präsenter in den Sozialen Medien geworden. Das ist kein unwichtiges Steckenpferd, vor allem in der heutigen Zeit. Das oberste Ziel – um auf der sportlichen Eben zu bleiben – sollte aber auf jeden Fall sein, weiterhin Jugendspieler des FVS in den Aktiven Mannschaften zu etablieren. Das ist uns in jüngster Vergangenheit sensationell gut gelungen, aber in den B- und A-Jugendmannschaften warten noch einige sehr gute Spieler, die in absehbarer Zukunft den gleichen Weg gehen können. Mit dem designierten Aufstieg in die Bezirksliga sollte hier auch genügend sportliche Perspektive geboten sein.
In den vergangenen Jahren wurde öfter kritisiert, dass der Jugendbereich – vor allem die Jüngsten – zu wenig Gehör im Vorstand finden. Jetzt bist du mittendrin, im Herzen dieser Schnittstelle. Wie reagiert der Verein auf diese Kritik – und wie fließt sie in eure Arbeit ein?
Die Jugend ist das Fundament eines jeden Sportvereins. Deshalb sollte es keine zwei Meinungen geben, dass hierauf Acht gegeben werden muss. Mit einem komplett neu aufgestellten Jugendleiter-Trio tut der Verein genau das. Der Verlust von knapp 100 Jugendspielern in den vergangenen 20 Monaten ist ohne Frage fatal. Ebenso fatal ist es, dass wir als FV Bad Saulgau aktuell genau deshalb keine D- und C-Jugend mehr stellen können. Die Gründe hierfür wurden aber genug ausgeschlachtet und sollten bekannt sein. Deshalb bringt es nichts, weiter darauf herumzuhacken. Statt dem Blick in die Vergangenheit sollten wir den Blick nach vorne richten. Durch mein spontanes Traineramt in der E-Jugend seit der Rückrunde bin ich selbst hautnah bei den ganz Kleinen dabei. Da ist eine Menge talentierter Spieler und toller Jungs dabei, für die es sich lohnt, Aufwand und Mühe zu betreiben
Von den Altlasten hat man sich befreit und nun steht nichts mehr im Wege, wieder das zu schaffen, was den FVS in der Vergangenheit jahrelang ausgezeichnet hat: eine tolle Jugendarbeit. Durch die Umstrukturierung innerhalb der Jugendleitung ist der Verein auf bestem Wege, da bin ich mir sicher!
Als E-Jugendtrainer stehst du Woche für Woche mit den Kindern auf dem Platz. Was verändert das in deiner Sichtweise als Vorstand? Und wie profitiert die Arbeit in der Geschäftsstelle von deinem direkten Kontakt zur Jugend?
Veränderung und Benefit kommen hier insofern zur Geltung, dass man nochmal eine ganz andere Wahrnehmung hat. Klar, dass die Jugend wichtig ist, ist allen bewusst. Steht man aber wöchentlich mit den Jungs auf dem Platz und hat Kontakt zu den Eltern, so entsteht nochmal eine ganz andere Dynamik. Man weiß ganz genau, was die Kinder bedrückt, was sie sich wünschen, was ihnen nicht gefällt. Das bringt schon viel. Vor allem, weil man dadurch ganz andere Anregungen gewinnt, die man dann wiederum in der Vorstandschaft einbringen kann.
Du kennst die Jugendspieler, ihre Eltern und gleichzeitig die Sprache der Aktiven. Wie gelingt dir diese doppelte Vermittlerrolle – und was macht sie für den Verein so wertvoll?
Ich denke, dass diese Doppelrolle schon recht wertvoll ist. Wenn Woche für Woche jemand vor den Kindern im Training steht, der selbst im Verein spielt, der selbst den gesamten Weg von ganz unten nach ganz oben gegangen ist, der sich gut in sie hineinversetzen kann, dann wirkt das auf die Jungs. Und ich denke, man wirkt auch glaubhafter, da sich die Jungs denken: der weiß, von was er spricht.
Der FVS will künftig junge Leute gezielt in Verantwortung bringen – ob im sportlichen Bereich, in der Organisation oder im Ehrenamt. Was braucht es, damit das funktioniert – und welche Rolle spielst du in diesem Prozess?
Ich würde einfach mal behaupten, dass ich in dem Prozess schon eine gewisse Rolle spiele. Genauso auch Marci (Marcel Reiner). Schließlich sind wir die ersten von der jungen Garde, die in der Vorstandschaft vertreten sind. Er als Teil des Jugendleiter-Trios, ich als Geschäftsführer. Ich denke, wir können in gewisser Weise eine Vorreiterrolle einnehmen, an der sich andere orientieren können und hoffentlich auch werden.
Was es dafür braucht, ist dass das Ganze nicht abrupt und überhastet vonstattengeht. Ich glaube, es wäre ein Fehler, von heute auf morgen die gesamte Vorstandsetage durch 20-Jährige auszutauschen. Wir brauchen weiterhin die erfahrenen Fachmänner, die uns an die Hand nehmen, von denen wir lernen können und auf die wir zurückkommen können. Wie bei so vielem: die Mischung macht´s.
In den letzten Jahren war der Weg zur Stabilität im Vorstand alles andere als einfach. Jetzt hat sich der FVS nicht nur von alten Zöpfen getrennt, sondern einen Vorstand aufgestellt, der geschlossen, harmonisch und handlungsfähig ist – fast schon ungewöhnlich in der Vereinswelt. Wie nimmst du diese neue Geschlossenheit wahr? Und warum ist gerade die Kombination aus frischen Ideen und erfahrener Basis so wichtig für unsere Zukunft?
Ich nehme die jüngste Entwicklung sehr positiv wahr – zeigt sich ja auch auf sportlicher Ebene. Genauso ist die Stimmung deutlich besser als noch vor zwei Jahren. Man hatte ja das Gefühl, der Verein stehe kurz vor dem Ruin. Zu meiner A-Jugend-Zeit habe ich schon bei der Ersten Mannschaft mittrainiert und teilweise auch gespielt, da habe ich den sang- und klanglosen Abstieg aus der Bezirksliga vor zwei Saisons hautnah miterlebt. Zur Winterpause der darauffolgenden Saison, also vor knapp anderthalb Jahren, stand man dann kurz vor den Abstiegsrängen in der Kreisliga A. Auf gut Deutsch gesagt, war die Kacke schon am Dampfen. Man sieht an den Vereinen FV Altheim und SV Bad Buchau, was für weitreichende Folgen so ein Durchmarsch in die Kreisliga B hätte haben können. Beide stehen jetzt glücklicherweise wenigstens wieder vor der Rückkehr in die Kreisliga A. Durch die Geschlossenheit in der Vorstandschaft und gute sportliche Entscheidungen konnte der Abstieg vergangene Saison letztlich ungefährdet abgewendet werden und man steht aktuell auf einem herausragenden ersten Tabellenplatz. Die Rückkehr in die Bezirksliga steht kurz bevor. Hierfür darf man der Vorstandschaft um unseren 1. Vorsitzenden Jogy Herrmann sowie dem Trainer-Trio und natürlich auch der Mannschaft nur gratulieren. Das tut dem Verein und der Mannschaft nach anderthalb Jahren Talfahrt richtig gut!
Du bist aktiv auf dem Feld, engagiert im Vorstand und hast einen direkten Draht zu Eltern, Jugend und Mannschaft. Was hat sich in der Kommunikation verändert, seit du (und andere junge Kollegen) mitgestalten – und wo siehst du noch Potenzial?
So richtig aktiv auf dem Platz konnte ich die letzten 15 Monate wegen meiner Knieverletzung leider nicht sein. Auch das ändert zur neuen Saison hoffentlich wieder. Nah an der Mannschaft bin ich aber jedenfalls. Deshalb kann ich auch die Kommunikation recht gut bewerten. Ich bin der Meinung, dass auch hier ein sehr positiver Trend abzusehen ist. Probleme werden angesprochen, ohne alles in Schutt und Asche zu reden. Möglichkeiten und Chancen werden aufgezeigt, ohne Träumerei fernab der Realität zu betreiben. Das Stichwort hier ist Ehrlichkeit. Es wird offen und ehrlich miteinander umgegangen, ebenso herrscht gegenseitiger Respekt.
Potenzial sehe ich insofern, dass man nicht umsonst sagt, besser geht immer. Irgendwo wird mit Sicherheit noch etwas rauszuholen sein.
Was ist dir besonders wichtig, wenn es um den Austausch mit den Familien der jüngsten Mitglieder geht – also den Kindern, bei denen Fußball oft zum ersten Mal überhaupt im Leben eine Rolle spielt?
Ich denke, dass ich hierzu bei der vorherigen Frage schon einige passende Worte gefunden habe. Ehrlichkeit ist in diesem Kontext ganz wichtig.
Ebenso ist mir Geduld und Nachsichtigkeit hier sehr wichtig. Ich kann nur an die Eltern appellieren, dass der Spaß der Kinder im Vordergrund stehen soll und muss. Jeder will erfolgreich sein und bestenfalls den nächsten Ronaldo großziehen, klar. Aber den Kindern darf kein Druck auferlegt werden. Sie sollen auf den Sportplatz gehen, um Spaß mit ihren Freunden zu haben und ihrer Leidenschaft nachzugehen, nicht weil sie irgendeinem Druck ausgesetzt sind. Außerdem sollte ein Kind nie abgeschrieben werden. Die einen sind schon in der F-Jugend überdurchschnittlich gut, die anderen machen erst in der D-Jugend einen Sprung. Und nochmal andere machen erst in der B-Jugend einen enormen Schritt in der Entwicklung. Das gibt es alles, deshalb: Geduld und Nachsichtigkeit.
Zum Abschluss auf Vereinsebene: Wohin soll der FVS aus deiner Sicht steuern – sportlich, strukturell und menschlich?
Ich will hier keine großen Ziele ausrufen. Das steht mir auch gar nicht zu. Ich kann einfach nur sagen, dass der Verein auf einem sehr guten Weg ist – sowohl sportlich als auch strukturell als auch menschlich. In der Vorstandschaft ist Ruhe eingekehrt, die Erste Mannschaft steht vor der Rückkehr in die Bezirksliga und untereinander kommt jeder mit jedem klar. Letztlich geht es auch bei der Jugend wieder aufwärts und ich bin mir sicher, dass der FVS in sehr naher Zukunft wieder alle Jugendmannschaften von Bambini bis A-Jugend hochkarätig besetzen kann. Die B- und A-Jugend-Mannschaften sind ja jetzt schon super aufgestellt und auch von unten kommen einige gute Jungs heran, das sehe ich Woche für Woche. Die gilt es, bei der Stange zu halten!
Und ganz persönlich, Tobi: Du bist Spieler, Trainer, Vorstand – und vor allem FVler durch und durch. Was bedeutet dir dieser Verein – und was möchtest du ihm in deiner Rolle zurückgeben?
Ich habe jetzt ja schon mehrere Male erwähnt, dass der FV mein Heimatverein ist, dem ich mich sehr verbunden fühle. Deshalb ist mir das Wohl und Wehe des Vereins natürlich enorm wichtig, wozu ich auch meinen Teil beitragen will.
Als Spieler insofern, dass ich endlich wieder Einsätze in der Ersten Mannschaft verzeichnen will. Wenn man wegen einer sehr hartnäckigen Knieverletzung über 15, bald 16 Monate außer Gefecht gesetzt ist, seinen Jungs Woche für Woche nur von außen zuschauen kann und auch an der designierten Aufstiegssaison nicht den erwünschten sportlichen Anteil haben kann, tut das natürlich schon sehr weh. So ehrlich muss man sein. Die Kehrseite wiederum ist, dass ich die Spiele der Jungs als hacke_spitze-123 in Form von Livetickern auf fussball.de begleite und hier meinen Teil dazu beitragen kann, dass Fans, die mal nicht dabei sein können, Woche für Woche den Sportplatz im Wohnzimmer erleben. Die ganzen Lobe und Danksagungen freuen einen dann schon und lassen die Verletzung wenigstens für einen kurzen Moment in den Hintergrund rücken.
Als Trainer möchte ich einerseits dem Verein einfach dabei helfen, in Zukunft wieder mehr junge Kicker für den Verein zu gewinnen und auch im Verein zu halten. Die Jugend soll wieder eines der Aushängeschilder des FVS sein, wie es früher der Fall war. Andererseits möchte ich auch den jungen Kindern etwas mitgeben, etwas beibringen. Vor allem ist es mir wichtig, dass die Jungs sich freuen, ins Training zu kommen, und auf die Spieltage brennen. Hier gebe ich mein Bestes, das Training so zu gestalten, dass die Kinder am liebsten gar nicht mehr aufhören würden.
Und in meiner Rolle als Geschäftsführer möchte ich einfach meinen Teil dazu beitragen, den Verein weiterhin in sicheren Gewässern zu halten, eine weitere Schnittstelle zwischen Aktiver Mannschaft und Vorstandschaft darzustellen und in gewisser Weise mit gutem Beispiel voranzugehen, wie man sich auch als junger Spieler in der Vorstandschaft miteinbringen kann. Denn auf lange Sicht ist der Verein genau darauf angewiesen.
Den Abschluss mache ich in Manier von hacke_spitze-123:
In diesem Sinne: Gut Kick!